Brunhilde und Günther Friedrichs im Gespräch
mit Florian Rehn und Christian Malycha


Wie kamen Sie zur Kunst?

Wenn das so einfach zu beantworten wäre ... Seit Anfang der 1980er sind wir regelmäßig zu Ausstellungen und auf den damaligen Kunstmarkt in Köln gegangen, das waren sicher Auslöser.
Dazu kamen in Köln die Besuche in der Buchhandlung Walther König, jeden Samstagvormittag. Noch vor der Kunst waren wir Büchersammler. Die Gespräche mit Walther König, der alles und jeden kannte, wusste, was in welchem Kunstverein oder Museum stattfand, und überhaupt viel erzählen konnte, sowie unsere eigene Lektüre und das Studium von Kunstbüchern und Ausstellungskatalogen haben unser Interesse weiter angefacht und uns die zeitgenössische Kunst nähergebracht. So haben wir angefangen und geschaut, was es denn da so gibt. Das war für uns hochinteressant.
Die ersten Bilder, die wir gekauft haben, das waren die Spanier, die wir in Madrid im Museum Reina Sofía und in Barcelona in der Fundació Joan Miró oder der Fundació Antoni Tàpies häufig gesehen haben. Tàpies an erster Stelle. Bei ihm waren es insbesondere die grauen Materialarbeiten aus den 60er Jahren, die uns faszinierten. Zunächst Radierungen und später in Barcelona auch Originale. Das war unser Einstieg. Das war Ende der 80er, 1988 wahrscheinlich. Leinwand- und Papierarbeiten von Antonio Saura kamen etwas später und dann haben wir wunderbare Mirós, Radierungen aus den 40er Jahren und eine Papierarbeit von 1951.

Und im Rheinland?

Dort haben wir uns viel angesehen und im Grunde in Galerien und Museen unseren Kunstgeschmack gebildet. So haben wir einen nach dem anderen ›unsere‹ Künstler entdeckt und uns die entsprechenden Galerien gesucht, von denen sie vertreten wurden. Die Zeit war allerdings aus beruflichen Gründen immer knapp, ganz knapp. Früher war so gut wie nie Zeit, um zu Ausstellungen und Eröffnungen zu fahren. Wir sind schon mal zum Erhard Klein, aber nie zu den Eröffnungen. Zeitlich war das kaum möglich. Die Samstage bei Walther König ... Aber sonst? Das war’s. Gut, die Kölner Messe, die haben wir uns immer angesehen. Heute ist es viel besser.

Sie haben sich also selbst ›ausgebildet‹.

Wir wussten ja wenig. Deshalb war unsere Lektüre so breit. Schauen und Lesen sind doch die Grundlage für jedes künstlerische Verständnis. Wir waren immer bestrebt, alles zusammenzutragen, was es an Literatur über die in der Sammlung vertretenen Künstler gibt, einschließlich seltener Auflagen und Künstlerbüchern. So hat uns Walther König alle Künstlerbücher von Günther Förg beschafft. Schwerpunkte in der Bibliothek sind heute Georg Baselitz, Erwin Bechtold, André Butzer, Anthony Caro, Eduardo Chillida, Karl Fred Dahmen, Günther Förg, Secundino Hernández, Georg Herold, Hubert Kiecol, Per Kirkeby, Imi Knoebel, Joan Miró, Albert Oehlen, Blinky Palermo, Sigmar Polke, Antonio Saura und Antoni Tàpies. Dazu kommen noch einige nicht in der Sammlung vertretene Künstler, wie zum Beispiel Cy Twombly, dessen rätselhafte Welt voller Zeichen und Verweise uns von Anfang an gefesselt hat. Von ihm besitzen wir das meiste, was veröffentlicht wurde. Ein weiteres Sammelgebiet ist die Architektur, die in der Bibliothek ungefähr 20 Prozent ausmacht, von der Antike bis in die Gegenwart. Zum Ausgleich gibt es aber auch Reiseliteratur, schöngeistige Kost und Krimis, die spanische Fraktion ...

Wie ging es dann weiter?

Wir haben geschaut, wer ist im Rheinland, was interessiert uns. So haben wir in den 90er Jahren die Galerie Michael Werner kennengelernt. Die Werner-Künstler mochten wir, Penck etwa. Da gab es tolle Arbeiten. Nur haben wir das nicht weiterverfolgt, Lüpertz und Immendorff auch nicht. Kirkeby war derjenige, der uns damals am besten gefallen hat. In seinen Bildern ist nichts festgelegt. Sie verschließen sich einer konkreten Deutung und lassen sich nicht übersetzen.
Der Einstieg bei Werner war eine faszinierende Zeit. Das war auch deshalb so spannend, weil bei der Ausstellungseröffnung eines Künstlers wie zum Beispiel Baselitz regelmäßig auch die übrigen Künstler der Galerie wie Immendorff, Kirkeby, Lüpertz und Penck anwesend waren, und zwar nicht nur in der Galerie, sondern auch beim anschließenden Essen im Restaurant. Man schaut und lernt.
So haben wir auf dem Kunstmarkt in Köln und in der Galerie Erhard Klein das Werk von Günther Förg kennengelernt, der mit über 100 Arbeiten in der Tat der absolute Schwerpunkt der Sammlung ist. Dazu kommen Erwin Bechtold, Hubert Kiecol, Imi Knoebel, Sigmar Polke, Antonio Saura und Antoni Tàpies. Von Georg Herold haben wir sechs Arbeiten, von Baselitz zwei frühe Bilder, aber das sind keine Schwerpunkte. Unsere Favoriten bei den zeitgenössischen Malern sind in den letzten zehn Jahren Albert Oehlen und André Butzer und bei den jungen Secundino Hernández. Das sind die maßgeblichen Künstler, die alle umfangreich in der Sammlung vertreten sind.
Ab und an hat es uns hingerissen, ein einzelnes Bild zu kaufen, weil es uns so gut gefallen hat. Doch vom Grundsatz her versuchen wir immer, über einen längeren Zeitraum ganze Werkfolgen zu erwerben. Umfangreichere Werkblöcke erschließen das künstlerische Konzept eines Künstlers und machen seine Bedeutung sichtbar.

Die beiden Baselitz-Bilder sind dennoch wichtig und selten. Aus der Zeit um 1970, in der er mit der Motivumkehr anfängt. Da gibt es zwei, drei Handvoll Bilder. Das ist schon besonders, dass diese Bilder nun bei Ihnen sind, zusammen mit Förg und Butzer. Da wird ja erst langsam erkennbar, wie groß die Bezüge zwischen ihnen sind. Unterscheiden Sie zwischen ›guten‹ und ›wichtigen‹ Bildern?

Die wichtigen Bilder sind meistens die guten und umgekehrt, oder nicht? Es gibt jedoch Arbeiten, die uns persönlich sehr wichtig sind, zum Beispiel diejenigen, die wir früh gesammelt haben und deshalb sehr gut kennen. Das hat auch viel zu tun mit den Erinnerungen an die Atelierbesuche und gemeinsamen Begegnungen. Die bei Bechtold waren immer mit am schönsten.
Und bei Knoebel. Er nimmt sich viel Zeit, einem alles zu zeigen und zu erläutern. Einmal hing im Atelier die erste Cut up-Arbeit und diesen Prototypen wollten wir gern erwerben. Und Knoebel sagt: »Nee.« Wir fragen: »Wieso?« Darauf wieder er: »Weil das die allererste ist, davon leite ich alle anderen ab.« Die Arbeit konnte nicht weg, die musste bleiben. Aber neun Monate später rief er an und meinte: »Jetzt könnt ihr sie haben!« Da war er durch mit der Reihe. Vielleicht ist es ein wichtiges Bild, toll ist es allemal. Im ersten Entwurf steckt bereits alles, was danach kam. Das ist faszinierend. Das lässt einen nicht mehr los.

Das Persönliche überwiegt?

Markt und Kunstkritik hätten zu dieser Arbeit gar nichts sagen können, die kannte ja kein Mensch außer uns. Wir waren immer offen für Anregungen von Künstlern und Galeristen. Solche Begegnungen sind eine enorme Bereicherung. Man erfährt etwas über die neuen oder alten Werke, die Geschichte, die Technik, über Pläne und künftige Ausstellungen. Dazu besuchen wir in letzter Zeit häufiger als früher Ausstellungen und Ateliers, auch von jüngeren Künstlern.
Dennoch verlangt die Auseinandersetzung mit der Gegenwartskunst den Mut zur persönlichen Entscheidung. Das kann einem niemand abnehmen. Uns bewegt die Kunst unserer Zeit, die neu ist und nur heute entstehen kann. Dabei ist die erste Begegnung mit einem Kunstwerk stets überraschend und unerwartet, genauso wie die Persönlichkeit eines Künstlers. Bis heute entscheiden wir selbst über alle Käufe und erwerben nur diejenigen Arbeiten, die für uns gut und wichtig sind. Wir verlassen uns dabei ganz intuitiv auf unsere eigene Erfahrung, die sich über Jahre entwickelt hat.
Hat man zahlreiche Arbeiten eines Künstlers gesehen und ist vertraut mit seinem Werk, erkennt man Originalität und Frische vielleicht ein wenig leichter. Auch wenn vieles natürlich davon abhängt, was zum jeweiligen Zeitpunkt verfügbar ist. Aber wir nutzen jede Gelegenheit, um die Sammlung mit relevanten Werken zu ergänzen. Was uns im einen oder anderen Fall hoffentlich auch gelungen ist ... Eine Sammlung ist ja nie abgeschlossen.

Und das alles, obwohl kaum Zeit war.

Man muss sich schon etwas einfallen lassen ... Zu Förg haben wir beispielsweise einen Kunsthändler, der mit ihm arbeitete, in die Schweiz geschickt. Der ist dann ins Atelier gefahren und hat sich umgesehen, was verfügbar war. Manches hat er direkt mitgenommen, anderes wurde nachgesendet. So kamen wir auch zu den beiden Stelen von Förg, die heute vor dem Haus stehen. Allerdings lange bevor es das Haus überhaupt gab. Die standen ein paar Jahre auf einer Wiese des Händlers. Auch die Reliefe und einige Masken kamen direkt aus dem Atelier. Und das erste graue Gitterbild.
Oder die Geschichte mit den 24 Polke-Collagen, die 1975 für die Biennale entstanden sind. Die Geschichte ist lustig, denn der Händler war sich nicht sicher, was es mit den Arbeiten auf sich hat, ob die echt sind. Er fragt also Walther König, ob er Material dazu hätte. Und König sagt: »Gehen sie zu Friedrichs.« Der wusste nämlich, dass wir den berühmt-berüchtigten Zeitungskatalog haben, der anlässlich der Biennale erschienen war, den mit der gelben Banderole. Also ruft uns der Händler an, er müsse dringend etwas in der Bibliothek nachschauen. So haben wir von den Bildern erfahren, die nach Amerika gehen sollten. Und wir dachten, das geht doch nicht, schon wieder Bilder, die weg
sind. Die sehen wir nie wieder. Die müssen hierbleiben. So kommen manche Dinge. Und hätten wir die Zeitung nicht gehabt ... Vieles ist wirklich Zufall.
So wie neulich bei Albert Oehlen. Wir waren in Berlin wegen etwas ganz anderem und da hing ein Bild, mit dem wir gar nicht gerechnet hatten. Im Augenblick ist es für die große Ausstellung nach Venedig ausgeliehen ...

Entscheiden Sie einvernehmlich?

In der Regel ja. Nicht immer allerdings. Einer mag hellere Bilder lieber, der andere dunklere ... Aber meistens sind wir uns einig. Bloß hin und wieder denken wir, es wäre Zeit für eine Pause, doch dann kommt das nächste Bild und man ist von neuem infiziert ... Wenn wir ein ganzes Wochenende nur von einem Kunstwerk, das wir gesehen haben, sprechen, ist es eigentlich schon um uns geschehen. Ein Kunstwerk muss uns berühren, ganz direkt.

Sie leben inmitten der Kunst. Aber vieles ist wahrscheinlich im Lager?

Ja. Das war nicht immer so, heute aber schon. Was sehr bedauerlich ist. Dass die ganzen Förg-Arbeiten, die man gerade in wunderbarem Zusammenhang in Reutlingen sehen kann, irgendwann wieder im Lager landen, ist doch traurig. Bis auf das eine Bild, das wir wieder hängen, geht alles zurück auf’s Lager. Von Zeit zu Zeit hängen wir allerdings um. Wir finden es wichtig, regelmäßig neue Arbeiten oder Werke von jüngeren Künstlern ins Haus zu holen. Das ist der beste Test. Wenn die neuen neben den alten bestehen, ist alles okay. Manchmal fallen aber auch die älteren Werke um ... Wer mit Kunst lebt, weiß, dass kein Qualitätsmaßstab besser funktioniert, als die Zwiesprache der Kunstwerke untereinander. Und letzten Endes ist es eine große Freude, mit der Kunst leben und sie täglich genießen zu dürfen. Dafür sind wir sehr dankbar.

Ihre Sammlung ist zwar privat, aber die Reutlinger Förg-Ausstellung wäre ohne Ihr Vertrauen nie zustande gekommen. Sie leihen regelmäßig aus, oder?

Genauso, wie wir uns freuen, wenn wir eine Ausstellung besuchen und bestimmte
Werke sehen, wollen wir auch andere an der Sammlung teilhaben lassen. Kunst muss gezeigt werden, das muss man machen. Man hat eine Verpflichtung, die Kunst öffentlich zu machen, wenn Anfragen kommen Darüber hinaus freut es uns, wenn Künstler ältere Bilder für eine aktuelle Ausstellung anfragen, das ist eine schöne Bestätigung. Und dass man den Förg in Reutlingen nun einmal zusammen sehen kann, das ist so wunderbar!

Nun also endlich zu Günther Förg …

Seinen Arbeiten sind wir Anfang der 1990er erstmals begegnet und sie haben uns seitdem nicht mehr losgelassen. Seine Malerei war in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich und nicht das Übliche, so eigen. Es sind durchaus unbequeme Bilder, die sich nicht leicht erschließen lassen, ganz im Gegenteil. Es sind sperrige Bilder, die aber aufgrund der transparenten Malweise große Spannung und Leichtigkeit besitzen.
Der Förg hatte ein außergewöhnliches Talent für solche Dinge. Er hat die Bilder ja schnell und zügig heruntergemalt. Werke, an denen manch einer unserer befreundeten ›Malergötter‹ wochenlang herumdoktert, hat er in 48 Stunden gemalt. Und trotzdem sind sie ganz klar, transparent und leicht. So einfach, wie man immer hört, ist das nämlich lange nicht. Uns berühren Förgs Bilder immer wieder von neuem durch ihre Entschiedenheit, ihre souveräne Komposition und die Schönheit ihrer Farben.

Kannten sie sich?

Persönlich haben wir ihn leider nie kennengelernt. Über besagte Vermittlung standen wir aber dennoch in engem Kontakt mit ihm. Die erste Arbeit haben wir 1996 erworben. Ein Gitterbild, ganz frisch aus dem Atelier: eine mit grauer Farbe bemalte Leinwand, bei der Förg mit gelber Farbe vertikale und horizontale Streifen in das nasse Grau malt. Durch die gelbe Gitterstruktur erhält das dunkle Grau eine noch stärkere Farbigkeit als sonst und bringt die für Förg typische Leichtigkeit zur Geltung. Wir haben beide eine gewisse Vorliebe für graue oder dunkelgraue Bilder und da passte das sehr gut.
Als wir Erwin Bechtold in der Zeit einmal auf Förg ansprachen, meinte er nur: »Nicht schlecht.« Und als dann später das Haus fertig war, kam er zu Besuch, sah oben die schwarzen Gitterbilder und es entfuhr ihm: »Der Sack!« Das war für uns natürlich toll, weil es voll Anerkennung von Maler zu Maler gesagt war.
Was wir dabei nicht wussten, war, dass Bechtold in den 1970ern selbst einmal ein Bild von Förg kaufen wollte. Wir haben das erst viel später erfahren: Karl Fred Dahmen, der Lehrer von Förg, war ein enger Freund von Bechtold. Sie kannten sich aus Köln und Ibiza. Dahmen macht also den Kontakt, Bechtold fährt nach München, sieht sich die Bilder an, die allerersten grauen, und möchte eines kaufen. Der Kauf ist aber, wie man heute aus verschiedenen Berichten weiß, an den selbstbewussten Preisvorstellungen des jungen Förgs gescheitert. Diese Story hat uns natürlich riesig gefreut!

Und Ihr Haus?

Da haben wir sogar bestimmte Überlegungen, die für die Arbeit von Förg von Bedeutung waren, von Beginn an in die Planung mit einbezogen. Zum Beispiel mit den beiden Stelen, die vor dem Eingang stehen und exakt dieselbe Höhe von 320 cm haben wie der Empfangsraum. Die Stelen stehen in direktem Bezug zur Architektur, ganz eng verbunden durch die Höhen und Proportionen. Wie eine verbindende Passage zwischen Innenraum und Außenraum. Das hätte ihm hoffentlich gefallen. Die Verbindung des Gemäldes mit der gegenüberliegenden, von Uwe Schröder entworfenen Spiegelkonsole und den Masken in der Halle war auch bereits in der ursprünglichen Konzeption vorgesehen, denn Förg sollte sowohl im Außenraum als auch im Inneren des Hauses vertreten sein.

Wie kamen Sie auf den Architekten?

Das war wieder Zufall. Den Architekten Uwe Schröder aus Bonn hat uns ein Bekannter empfohlen. Wir haben uns Publikationen über seine Arbeiten besorgt und seine in Bonn realisierten Häuser angesehen. Die Klarheit und Strenge der Häuser hat uns gefallen. Gemeinsam haben wir schließlich dieses Haus hier verwirklicht, in dem die Kunst heute großartig zur Geltung kommt. Das betrifft die Decken und Böden, die mit Beton verstärkt sind für Skulpturen, die Raumaufteilung auf den verschiedenen Stockwerken mit großen Wandflächen für die Bilder und die wunderschöne natürliche Lichtsituation. Dabei wollten wir kein Museum, weshalb die einzelnen Räume auch nicht auf bestimmte Kunstwerke zugeschnitten sind. Es gibt auch kein Museumslicht, das durch Strahler und Spots immer konstant wäre. Im Gegenteil: Ohne Lichttechnologie liegen die Räume – auch aufgrund der Kolonnaden – stets im rechten Licht. Nur als Privatsammler weiß man den Wechsel des Lichts auf den Kunstwerken zu verschiedenen Tageszeiten unter unterschiedlichen Bedingungen zu genießen. Wir haben zum Beispiel überlegt, wie hoch die Wände werden sollen. Drei-Meter-Bilder müssen wir aufhängen können und so kam es zu den 360 cm Raumhöhe. Im Grunde sehr einfach. Und trotzdem reicht der Platz nie aus ...

Sie haben immer gesagt, dass Sie intuitiv und aus Leidenschaft sammeln. Nimmt man allerdings die Ausstellung in Reutlingen, stellt man fest, dass Ihre Sammlung die gesamte Breite von Förgs malerischem Werk aufspannt, vom Studium bis hin zum viel zu frühen Ende. Da staunt man doch …

Wir doch auch! Als wir in Reutlingen waren, hat es uns die Sprache verschlagen, so schön war das. Nur kann man das nicht planen. Wir laufen ja nicht mit Werklisten durch die Gegend, auf denen all die Jahreszahlen stehen. Wenn man das strategisch gemacht hätte, hätte man wahrscheinlich noch manches anderes kaufen müssen. Das wollten wir nie.
Allerdings fehlte uns ein spätes Tupfenbild in der Sammlung. Das wollten wir unbedingt haben und das hat, bis es soweit war, lang gedauert. Die Tupfenbilder haben wir zuerst im Förgs Back and Forth-Katalog gesehen. Diese Gemälde waren nach den Gitterbildern für uns sehr gewöhnungsbedürftig, ein radikaler Bruch zu den bisherigen Arbeiten. Deshalb haben wir uns auch erst spät entschieden. Die Galerie Bärbel Grässlin in Frankfurt hat uns zwei noch verfügbare großformatige Arbeiten angeboten und die für uns interessanteste haben wir dann erworben. Aus heutiger Sicht die vollkommen richtige Entscheidung!
Brunhilde and Günther Friedrichs in conversation
with Florian Rehn and Christian Malycha


How did you get into art?

If that was so easy to answer ... Since the early 1980s, we regularly went to exhibitions and, at that time, to the Cologne Kunstmarkt, those were certainly triggers.
Then there were the visits to Walther König’s bookstore in Cologne, every Saturday morning. Even before art, we were book collectors. The conversations with Walther König, who knew everything and everyone, who knew what was going on in which art association or museum and who could you tell a lot in general as well as our own reading and studying of art books and exhibition catalogs further fueled our interest and brought us closer to contemporary art. That’s how we started, looking at what was out there. That was highly interesting for us.
The first paintings we bought, were the Spaniards we often saw in Madrid at the Museum Reina Sofía and in Barcelona at the Fundació Joan Miró or the Fundació Antoni Tàpies. Tàpies most of all. Particularly his gray material works from the 60s fascinated us. First etchings and later, in Barcelona, originals. That was our entry. At the end of the 80s, probably in 1988. Canvases and works on paper by Antonio Saura came a little later and then we have wonderful Mirós, etchings from the 40s and a paperwork from 1951.

And in the Rhineland?

We saw at a lot there and basically, it’s where we formed our taste in art in galleries and museums. So, one by one we discovered ›our‹ artists and picked the appropriate galleries which represented them. However, time was always scarce, very scarce, for professional reasons. In the past, there was hardly ever time to go to exhibitions and openings. Once in a while, to Erhard Klein but never to the openings. Timewise, it was hardly possible. Well, the Saturdays at Walther König ... But otherwise? That was it. And we always went to the Cologne art fair. Today it’s much better.

So you’ve ›educated‹ yourself.

We knew so little. That’s why our reading was so broad. Looking and reading are, after all, the basis for any artistic understanding. We always tried to gather everything there was in terms of literature on the artists represented in the collection, including rare editions and artists’ books. Walther König, for example, provided us with all of Günther Förg’s artist books. Today, focal points in the library are Georg Baselitz, Erwin Bechtold, André Butzer, Anthony Caro, Eduardo Chillida, Karl Fred Dahmen, Günther Förg, Secundino Hernández, Georg Herold, Hubert Kiecol, Per Kirkeby, Imi Knoebel, Joan Miró, Albert Oehlen, Blinky Palermo, Sigmar Polke, Antonio Saura and Antoni Tàpies. In addition, there are some artists not represented in the collection, such as Cy Twombly, whose enigmatic world full of signs and references has captivated us from the beginning. We own most of what has been published by and on him. Another area of collecting is architecture, which makes up about 20 percent of the library, from antiquity to the present. But to balance it out, there is also travel literature, some fiction and crime novels, the Spanish faction ...

What happened next?

We looked around, who’s in the Rhineland, what interests us. That’s how we got to know the Gallery of Michael Werner in the 1990s. We liked the Werner artists, Penck, for example. There were great works. We just didn’t pursue that, Lüpertz and Immendorff either. Kirkeby was the one we liked best, at the time. Nothing is settled in his paintings. They fend off any concrete interpretation and cannot be translated.
The beginnings with Werner were a fascinating time. It was especially exciting because when, for instance, an artist such as Baselitz opened an exhibition, the other gallery artists—Immendorff, Kirkeby, Lüpertz and Penck—were also regularly present, not only in the gallery but also at the lunch afterwards at a restaurant. So, you look and learn.
Thus, at the art fair in Cologne and at the Erhard Klein Gallery, we got to know the work of Günther Förg, who, with over 100 works, is indeed the absolute focus of the collection. Then, there are Erwin Bechtold, Hubert Kiecol, Imi Knoebel, Sigmar Polke, Antonio Saura and Antoni Tàpies. We have six works by Georg Herold and two early paintings by Baselitz but these are not focal points. For the last ten years, our favorites among the contemporary painters are Albert Oehlen and André Butzer, among young ones Secundino Hernández. These are the definitive artists, all of whom are extensively represented in the collection.
From time to time, we have been tempted to buy a single painting because we liked it so much. But as a matter of principle, we always try to acquire entire series of works over a longer period of time. More extensive blocks of works make the concepts of an artist and his significance visible and better understandable.

Anyhow, the two Baselitz paintings are important and rare. From the time around 1970, when he first turned his motifs upside down. Back then, there are two or three handfuls of pictures. It’s really special that these pictures are now with you, together with Förg and Butzer. Only now it's becoming apparent how extensive the relations are between them. Do you distinguish between ›good‹ and ›important‹ pictures?

Usually, the important ones are the good ones and vice versa, aren’t they? There are still works very dear to us personally, those we collected early on and know very well. Surely, this is influenced to a great extent by the memories of studio visits and mutual encounters. The ones with Bechtold were always among the most beautiful.
And with Knoebel. He takes a lot of time to show and explain everything to you. Once, the first Cut up-piece was hanging in the studio and we wanted to buy this prototype. Knoebel says, »Nah.« We ask, »Why not?« And he replies, »Because it’s the very first one, I derive all the others from that one.« The work couldn’t go, it had to stay. But nine months later he called and said, »Now you can have it!« He has just finished the series. Maybe it’s an important piece but it’s great anyway. The first draft already contained everything that came after it. That’s fascinating. It doesn't let go of you.

Is it a personal thing?

The market and the critics wouldn’t have had anyhing to say about this work, since no one knew it except us. We were always open to suggestions from artists and gallery owners. Such encounters are an enormous enrichment. You learn about new or old works, their history, about different techniques, plans and future exhibitions. To this end, we have recently been visiting exhibitions and studios more frequently than in the past, including those of younger artists.
Nevertheless, dealing with contemporary art requires the courage to make a personal decision. No one can take that away from you. The art of our time moves and touches us, which is new and can only be created today. The first encounter with a work of art is always surprising and unexpected, just like the personality of an artist. To this day, we decide on all purchases by ourselves and acquire only those which are good and important to us. We rely quite intuitively on our own experience, which has developed over the years.
If you have seen numerous works by an artist and are familiar with his work, you may recognize originality and freshness a little easier. Although, often it depends just as much on what’s available at the time. But we take every opportunity to add relevant works to the collection. Which, in one case or another, we have hopefully succeeded in doing ... After all, a collection is never complete.

And all this, even though there was hardly any time.

You have to come up with something clever ... Take Förg, for example, we sent an art dealer who had worked with him to Switzerland. He went to the studio and sorted out what was available. Some things he took directly with him, others were sent a bit later. That’s how we ended up with the two steles by Förg standing in front of the house today. However, this was long before the house even existed. For a while, they stood on a meadow, near the dealer’s place. The reliefs and some masks came directly from the studio. And the first gray grid painting.
Or take the story with the 24 Polke collages made for the São Paulo Biennale in 1975. The story is funny because the dealer wasn’t sure what to make of them, if they were real, after all. So, he goes and asks Walther König if he had any material on them. And König says, »Go, see Friedrichs.« He knew that we had the notorious newspaper catalog which accompanied Polke’s Biennale contribution, the one with the yellow band. Then, this dealer calls us, he urgently needed to look something up in our library. That’s how we found out about the paintings that were about to leave for America. We said to ourselves, we can’t let that happen, once more lost paintings. We’ll never see them again. They have to stay here. That’s how some things happen. And if we hadn’t had the newspaper ... Lots of things are really coincidence.
Like Albert Oehlen, the other day. We were in Berlin on some completely different occasion. And then, this painting was hanging there which we didn’t expect at all. Now, it’s on loan to Venice for the big exhibition ...

Do you decide mutually?

As a rule, yes. But not always. One prefers brighter images, the other darker ones ... Still, most of the time we agree. Only now and then, we think it’s time for a break but then comes the next picture and we are infected anew ... If we talk for a whole weekend only about a particular work of art we have seen, we’re actually already done for. A work of art must touch us, very directly.

Every day you are surrounded by art, yet, most of your collection is in storage, isn’t it?

Yes. This wasn’t always the case, today it is. That’s very regrettable. It’s sad that all the Förgs which you can see right now in the wonderful survey in Reutlingen, will eventually end up back in storage. Except for the one painting we are hanging again, everything goes back to storage. From time to time, we do rehang, though. We think it’s important to regularly bring new works or works by younger artists into the house. That’s the best test. If the new ones withstand next to the old ones, everything is fine. Sometimes, though, the older one fall over ... Anyone who lives with art knows that the best measure of quality is when works of art talk to each other. And at the end of the day, it’s a great joy to be able to live with art and enjoy it every day. For this we are very grateful.

Your collection is private, however, the Förg exhibition in Reutlingen would never have been realized without your trust. You lend regularly, don’t you?

As we are glad when we visit an exhibition and see certain works, we also want to share our collection with others. Art has to be shown, you have to do it. We have an obligation to make the art public when requests come in. And of course we are pleased when artists request older paintings for an upcoming exhibition, that’s a nice confirmation. For the first time, you can see the Förgs together in Reutlingen, that’s so marvelous!

Finally Günther Förg …

We first encountered his work in the early 1990s and it has stayed with us ever since. His painting was in many respects peculiar and not the usual. They are some definitely uncomfortable images that are not easy to access. Quite the opposite. Bulky pictures but due to his transparent way of painting, they have great tension and lightness.
Förg had an extraordinary talent for such things. After all, he painted the pictures quickly and swiftly. He did works in 48 hours that some of our ›dear gods‹ of painting would spend weeks on. And yet Förg is quite clear, transparent and light. It’s not as simple as one always hears. His paintings touch us again and again through their decisiveness, their sovereign composition and the beauty of their colors.

Did you know each other?

Unfortunately, we never got to know him personally. However, we were in close contact with him through the aforementioned dealer. We acquired the first work in 1996. A grid painting, fresh from the studio: a canvas painted in gray. Into the wet gray, Förg integrated vertical and horizontal stripes in yellow paint. The yellow grid structure gives the dark gray an even stronger colorfulness than usual and brings out his lightness typical. We both have a certain preference for gray or dark gray paintings, so this fits very well. When we once ask Erwin Bechtold about Förg during that time, he just said, »Not bad.« Later, when the house was finished, Bechtold came to visit, saw the black grid paintings upstairs and it escaped him, »That prick!« Which was surely great for us, because it was said full of appreciation from painter to painter.
What we didn’t know was that Bechtold himself once wanted to buy a painting by Förg in the 1970s. We only found out about this much later: Karl Fred Dahmen, Förg’s teacher, was a close friend of Bechtold. They knew each other from Cologne and Ibiza. So, Dahmen makes the contact, Bechtold goes to Munich, see at the paintings, the very first gray ones, and wants to buy one. However, as we know now from various sources, the purchase failed because of the self-confident price expectations of the young Förg. This story made us very happy!

And what about your house?

Yes, right from the start we even included certain considerations important to Förg’s work in the planning. For example, the two stelae in front of the entrance have the exact same height of 320 cm as the reception hall. The stelae are directly related to the architecture, very closely linked by their heights and proportions. Like a connecting passage between the interior and exterior. Hopefully, he would have liked that. The interplay between the painting and the opposite mirror console, designed by Uwe Schröder, as well as the masks in the hall was also already envisaged in the original conception, because we wanted Förg to be present both outside and inside of the building.

How did you meet the architect?

Pure coincidence, again. The architect Uwe Schröder from Bonn was recommended to us by an acquaintance. We got hold of publications on his work and visited at the houses he had built in Bonn. We liked their austere clarity. Together we finally realized this house here, in which the art now comes magnificently to the fore. This also applies to the ceilings and floors, which are reinforced with concrete for sculptures, the room layout on the various floors with large wall surfaces for the paintings and the beautiful natural light. At the same time, we did not want a museum, which is why the individual rooms are not tailored to specific works of art. There is also no museum light, which would always be constant. On the contrary, without lighting technology, the rooms are always in the right light—also because of the colonnades. Only as a private collector do you know how to appreciate the ever-changing light upon the artworks, at different times of the day, under different conditions. For instance, we have wondered how high the walls should be. We should to be able to hang three-meter pieces, and that’s how the 360 cm room height came about. Basically, very simple. And yet there’s never enough space ...

You’ve always said that you collect intuitively and out of passion. However, if you take the exhibition in Reutlingen, your collection spans the entire width of Förg’s painterly oeuvre, from his study days to his much too early end. Pure astonishment ...

So are we! When we came to Reutlingen, we were speechless, it was so beautiful. But you can’t plan for such things. We don’t walk around with detailed chronological lists of works. If we had done it strategically, we probably would have had to buy a lot of other things. We never wanted to do that.
Still, we were missing a late spot painting. We really wanted one for the collection and this took a long time. We first saw the spot paintings in the Förg’s Back and Forth-book. Following the grid paintings, these ones took a lot of getting used to for us, a radical break from the previous works. That’s why we decided late. Bärbel Grässlin in Frankfurt offered us two large-format works that were still available and we purchased the one we felt to be the most interesting. From today’s point of view, it was the absolutely right decision!